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Frauenarmut im Alter

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat aktuelle Daten über den Rentenbezug ausgewertet. Im Rahmen der Auswertung des WSI-Gender-Daten-Portals kam für den aktuellen Rentenbezug nichts wesentlich Neues zum Vorschein, allerdings überraschende Perspektiven für die zukünftige Entwicklung der Rentenunterschiede zwischen den Geschlechtern.

Das Forscherteam um Christina Klenner, Alexandra Wagner und Peter Sopp hat unter Beteiligung des Forschungsteams Internationaler Arbeitsmarkt die Bezüge von Rentnerinnen und Rentnern verglichen. Aufgeschlüsselt wurden für die Datensätze die gesetzliche Altersrente, private Vorsorge und Betriebliche Altersvorsorge.

Kein Auskommen mit der Rente: Ein bekanntes Problem

Was schon aus Erfahrungen im privaten Umfeld hinlänglich bekannt war, nämlich dass Frauen im Alter wesentlich schlechter gestellt sind als Männer, wurde nun durch Datenauswertung allgemein bestätigt. Das Problem ist im übrigen schon seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hinlänglich bekannt. Frauen als Hinterbliebene erhalten nur ungefähr die Hälfte der Rentenbezüge ihres Ehegatten, und so erhält die private Vorsorge gerade für sie eine enorme Bedeutung. Ob eine Betriebliche Altersvorsorge, die Lebensversicherung, es existierten seit jeher Möglichkeiten, die oft bereits für zwei Personen nicht ausreichenden Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherung aufzubessern. Nur so konnte für die meisten Bundesbürger eine ausreichende Altersvorsorge auch schon in der Vergangenheit möglich werden. Aber auch Schwankungen aufgrund von wirtschaftlichen Entwicklungen sollten dabei bedacht werden, siehe die Probleme mit der Riester-Rente und einer Lebensversicherung als Altersvorsorge für die Hinterbliebenen.

Die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen hat die Situation der Altersvorsorge nicht grundsätzlich verbessert, sondern im Gegenteil: Durch Single-Dasein oder frühzeitige Scheidung, durch Mini-Jobs oder Teilzeit sind oft nur geringe Anwartschaften entstanden. Bei geringen Lohneinkünften ist an eine Lebensversicherung, an betriebliche und private Rentenversicherung meist nicht zu denken. Die Rentenauszahlung bleibt somit dürftig, die Grundsicherung im Alter ist dann die Folge mit den allgemein bekannten Unannehmlicheiten.

Rentnerinnen im Osten sind besser dran

Wie zu erwarten, sind Frauen von Altersarmut eher betroffen als Männer. Die Analyse zeigt in den drei Säulen der Altersvorsorge, also für die Lebensversicherung, betriebliche und die gesetzliche Altersvorsorge jeweils einen deutlichen Unterschied zum Nachteil der Rentnerinnen.

Ein sogenanntes „Gender Pension Gap“ von 53 Prozent ist das Ergebnis der Studie. Es entsteht beim Zusammenrechnen der Komponenten der Altersvorsorge, bei der Addition von gesetzlicher Rentenversicherung,  Lebensversicherung und Betrieblicher Altersvorsorge. Im Schnitt erhalten also Männer im Alter eine doppelt so hohe Alterssicherung als Frauen. Was aber überrascht, ist die Differenz zwischen den Rentenverhältnissen im Osten und denen im Westen. Die Lücke fällt im ehemaligen Hoheitsgebiet der DDR mit 28 Prozent deutlich geringer aus als mit 58 Prozent im ehemaligen West-Deutschland.

Erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Zentrale Komponente der Alterssicherung ist und bleibt die gesetzliche Rente. Im Jahre 2015 betrug sie durchschnittlich 1154 Euro monatlich bei Rentnern gegenüber 634 Euro bei Rentnerinnen, eine erhebliche Abweichung von 45 Prozent. Die betriebliche Altersvorsorge zeigt einen noch erheblicheren Abstand: Frauen erhalten im Schnitt 240 Euro, Männer 593 Euro. Das macht einen Unterschied von immerhin 60 Prozent.

Als Ursache dieser Differenzen in der Rentenversicherung kann neben mangelndem Bewusstsein für das Problem der zu geringen Altersvorsorge das Lohnniveau gelten. Vielen Arbeitnehmern ist es schlicht und einfach nicht möglich, eine Lebensversicherung abzuschließen, und eine Betriebliche Altersvorsorge wird nicht von jedem Unternehmen angeboten. So bleibt es oft bei der gesetzlichen Rentenversicherung mit den entsprechend niedrigen Bezügen im Alter.

Kinder, Küche – keine Knete!

Aber auch die tradierte Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau hat im Alter Folgen: Frauen nehmen im Beruf häufiger eine Auszeit, um sich der Kindererziehung zu widmen oder Angehörige zu pflegen. Teilzeit ist bei ihnen häufiger, der Lohn sowieso niedriger. Das Ergebnis sind geringere Ansprüche bei der Rente.

Die Analyse der Forscher zeigt aber immerhin perspektivisch Veränderungen. Mit den Jahren nimmt der Rentenvorteil der Männer stetig etwas ab, denn mehr Frauen sind erwerbstätig, und auch die Sorgearbeit wird inzwischen bei der gesetzlichen Rente und damit für die Altersvorsorge relevant. Der Unterschied in den Rentenbezügen wird aber auch deshalb geringer, weil die Renten der Männer in der Tendenz abnehmen. Betrachtet man schließlich den „Gender Gap“ für die heute Erwerbstätigen im Alter von 25 bis 65 Jahren mit Bezug auf die gesetzliche Rentenversicherung, beträgt die Differenz nur noch 24 Prozent. Eine Reduzierung um die Hälfte, was hoffnungsvoll stimmen sollte.