Welche Argumente sprechen für einen Wechsel in die PKV?

 

Die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steigen jedes Jahr um durchschnittlich 3,2 %. Im Jahr 2024 sollen die Beiträge sogar um 7 % steigen. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen über einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) nachdenken. In diesem Artikel zeigen wir auf, wann sich ein Wechsel lohnt und was man dabei beachten muss.

„Alles hat sein Für und Wider”, besagt eine deutsche Redensart. Ob sich ein Wechsel von der GKV in die private Versicherung lohnt, hängt vom individuellen Fall ab. Die folgenden Argumente sprechen für einen Wechsel.

 

Fast jeder zehnte ist schon privat versichert

Etwa 10 % von über 80 Millionen BürgerInnen in Deutschland sind privat versichert. Dies kann sehr viel Sinn ergeben, wenn man gesund lebt und ein hohes Einkommen hat. Schließlich hängen die Kosten für die Beiträge einer privaten Krankenversicherung im Gegensatz zu einer gesetzlichen Krankenversicherung nicht vom Einkommen ab.

 

Höhe der Beiträge in GKV hängen vom Einkommen ab

Egal wie gesund oder wie alt Sie sind, in der gesetzlichen Krankenversicherung zahlen Sie ab einem Monatseinkommen von 5000 Euro fast 808 Euro für die GKV ohne Berücksichtigung der Beiträge für die Pflegeversicherung. Der Beitrag in der privaten Krankenkasse ist dagegen einkommensunabhängig. Aktuell liegt der Standardtarif ohne Zusatzleistungen in der privaten Krankenversicherung bei nur 390 Euro pro Monat. Somit kann man sich teilweise viel günstiger privat als gesetzlich versichern.

 

Versicherungsverdienstgrenze steigt ab 2024 und schränkt Wahlfreiheit ein

Logisch, dass bei einer Kostenersparnis und besseren Leistungen viele Angestellte, Selbständige und Beamte in die private Krankenversicherung wechseln möchten. Jedoch ist das für Angestellte gar nicht so einfach, denn die Versicherungspflichtgrenze steigt jedes Jahr. Waren im Jahr 2023 noch rund 52.000 Euro Brutto-Gehalt für einen Wechsel von GKV in die private Krankenkasse ausreichend. So muss man ab 2024 mindestens 69.300 Euro brutto pro Jahr verdienen, um als Angestellter in die private Krankenversicherung zu wechseln. Beamte und Selbständige können dagegen immer noch frei und unabhängig vom Einkommen entscheiden, ob sie privat oder gesetzlich versichert sein wollen.

 

Beiträge steigen in GKV schneller

Aufgrund der Inflation des Geldes und der gestiegenen Kosten für Behandlungen und Personal steigen die Beiträge in der privaten und gesetzlichen Krankenkasse jedes Jahr. Im Zeitraum von 2004 bis 2024 sind die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung pro Jahr etwa 3,2 % und der privaten Krankenversicherung nur 2,8 % gestiegen. Folglich hat man bei einer privaten Krankenversicherung langfristig weniger zu zahlen, weil die Kosten für die Versicherungsprämien langsamer steigen.

 

Wovon hängen die Kosten einer privaten Krankenversicherung ab?

Ist man einmal von der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Versicherung gewechselt, so ist eine Umkehr nicht mehr möglich. Somit sollte man sich vor einem Wechsel gut informieren, ob es sich auch wirklich lohnt. Aus diesem Grund möchten wir uns jetzt anschauen, welche Faktoren die Kosten in der PKV beeinflussen können.

 

Vorerkrankungen und aktuellem Gesundheitszustand

Vor dem Eintritt in die private Krankenversicherung wird in der Regel eine Gesundheitsprüfung durchgeführt. In der Regel belässt es die Versicherung bei einer Befragung zu Vorerkrankungen und aktuellem Gesundheitszustand. Liegen konkrete Vorerkrankungen vor, so kann die private Krankenkasse eine einmalige Untersuchung beim Arzt verlangen. Je mehr Vorerkrankungen Sie haben und je schlechter Ihr persönlicher Gesundheitszustand ist, desto höher sind Ihre Beiträge. Liegen schwerwiegende, chronische Erkrankungen vor, so ist sogar eine Ablehnung der Aufnahme in die PKV möglich. Aus diesem Grund sollte man sich, wenn man gesund ist, für einen Wechsel entscheiden.

Alter

Die Beitragszahlungen hängen ganz wesentlich vom Alter ab und steigen dynamisch mit etwa 3 bis 3,5 % pro Lebensjahr. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche zahlt ein 35-jähriger Unternehmer beispielsweise pro Monat rund 300 Euro, während er mit 65 Jahren schon 842 Euro pro Monat bezahlt. Diese dynamische Beitragserhöhung wird nie gestoppt und so erhöhen sich die Beiträge bis zum Lebensende. Deshalb sollte man möglichst jung in die private Versicherung wechseln, sonst lohnt es sich nicht.

Leistungen des Tarifes

Im Basispaket der privaten Versicherung sind meist nur 50 Prozent Zahnersatz und bei Krankenhausaufenthalt nur der Stationsarzt und ein Mehrbettzimmer drin. Möchte man beispielsweise, dass man nur eine Chefarztbehandlung bekommt und immer im Krankenhaus im Einzelzimmer untergebracht wird, dann muss man halt auch mehr zahlen. Somit kann jeder seine Prämien auch seiner wirtschaftlichen Situation bzw. seinen Wünschen anpassen.

Höhe der Selbstbeteiligung

Die meisten privaten Krankenversicherungen bieten eine Selbstbeteiligung an. Häufig wird eine fixe Summe wie beispielsweise 250 Euro vereinbart, die im Fall eines Versicherungsfalls zu zahlen ist. Bricht sich der Klient das Bein und muss ins Krankenhaus, so muss er halt pauschal erstmal 250 Euro selbst übernehmen. Den Rest übernimmt die Krankenkasse. Je höher die Selbstbeteiligung ist, desto geringer sind die monatlichen Beiträge.

Kinder und Familiensituation

Bei der gesetzlichen Krankenversicherung ist ein großes Plus, dass Kinder bis zum 18. Lebensjahr oder mit geringem Einkommen noch bis zum 23. Lebensjahr familienversichert werden können. Das heißt, es zahlt nur einer in der Familie und der Rest ist kostenlos mitversichert. Auch die Ehefrau oder Ehemann mit geringem Einkommen kann sich bei ihrem Partner in die Familienversicherung aufnehmen lassen. Bei einer privaten Versicherung geht das normalerweise nicht. Hier muss man für die Kinder ebenso einen Beitrag zahlen. Je mehr Kinder man hat, desto höhere Kosten können entstehen. Somit wird sich eine Großfamilie mit mehr als drei Kindern kaum für eine private Krankenversicherung entscheiden.

 

Vergleichen der Beiträge mit einem Versicherungsrechner

Bevor Sie überhaupt über einen Wechsel nachdenken, nutzen Sie erstmal einen Versicherungsrechner im Internet, um Ihre Beiträge in der privaten Versicherung bei vollkommener Gesundheit ausrechnen zu lassen. Vergleichen Sie die angegebenen Prämien mit Ihren Beiträgen zur gesetzlichen Versicherung und lassen Sie sich ein unverbindliches Angebot von der privaten Krankenkasse Ihrer Wahl machen.

 

PKV für Selbstständige

Selbstständige und Freiberufler können selbst unabhängig von ihrem Einkommen entscheiden, ob sie sich privat oder gesetzlich versichern. Besonders Sinn ergibt das in einem jungen Alter bei bester Gesundheit. Hier können die Beiträge der privaten Krankenversicherung und deren Leistungen im Krankheitsfall eben individuell an die Bedürfnisse angepasst werden, während die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung fix und starr sind.

 

Weltweit auch bei längeren Geschäftsreisen versichert

Ebenso gibt es Unternehmer, die aus beruflichen Gründen viel verreisen. Die deutsche gesetzliche Krankenversicherung zahlt hier nur bei einem Aufenthalt von bis zu 45 Tagen. Ist man privat versichert, kann man sich europaweit oder weltweit versichern lassen.

 

Krankentagegeld unbedingt beachten

Jedoch sollte man nicht am falschen Ende sparen, wenn ein Unternehmer krank ist, dann bekommt er unter Umständen kein Geld. Schließlich kann er keine Leistung erbringen und bei Kunden in Rechnung stellen. Aus diesem Grund sollte man immer das Krankentagegeld in den Versicherungsvertrag mit aufnehmen, nur dann werden etwa 70 % des normalen durchschnittlichen Bruttoverdienstes im Krankheitsfall gezahlt.

 

PKV für Beamte – Lohnt sich das?

Ähnlich wie bei den Selbstständigen darf sich ein Beamter oder eine Beamtin selbst entscheiden, ob sie sich privat oder gesetzlich versichert. Jedoch hat es einen Grund, warum 93 % der Beamten privat versichert sind, weil sie Privilegien genießen, von denen die meisten Bürger und Bürgerinnen nur träumen können.

 

Öffnungsaktion garantiert Aufnahme auch bei Behinderung

Beamte können kurz nach der Verbeamtung oder in Ausbildung einen Antrag auf eine Öffnungsaktion beantragen. Haben Sie in dieser Zeit oder kurz danach einen Unfall und werden behindert, so muss die private Krankenversicherung die Beamtin oder den Beamten aufnehmen. Beantragt man diese Öffnungsklausel rechtzeitig, so kann die private Krankenversicherung keinen Beamten den Eintritt verwehren.

 

Beihilfe

Verletzt sich ein Beamter oder eine Beamtin, übernimmt sein Dienstherr 50 bis 70 % der Kosten. Diese Form der Zahlung im Krankheitsfall nennt man Beihilfe. Schließt ein Beamter oder eine Beamtin gleichzeitig noch eine private Beamtenversicherung mit Beihilfe für den Krankheitsfall ab, so ist sie zu 100 % geschützt. Schließlich wird die Selbstbeteiligung ja komplett vom Dienstherr übernommen.

 

Was ist beim Krankenkassen-Wechsel zu beachten

Bei einem Krankenkassen-Wechsel von der gesetzlichen zur privaten Versicherung sollte man auf jeden Fall den Optionstarif in Betracht ziehen. Haben Sie beispielsweise als Angestellter oder Angestellte mit 30 Jahren bei bester Gesundheit ein Bruttogehalt von mindestens 69.300 Euro pro Jahr erreicht, dann können Sie von der gesetzlichen in die private Versicherung wechseln.

 

Bei Jobverlust wieder zurück in die GKV wechseln

Eigentlich ist ein Wechsel von der privaten Versicherung in die gesetzliche Versicherung nicht mehr möglich. Jedoch kann man seinen guten Job auch verlieren und dann wäre man unter Umständen ja besser gesetzlich versichert. Somit kann man den Optionstarif abschließen und monatlich einen Betrag von 5 bis 10 Euro zahlen. Falls das Einkommen unterhalb der Versicherungsverdienstgrenze von 69.300 Euro fällt, können sie bei Zahlung des Optionstarifes problemlos in die gesetzlich zurückwechseln.

 

Gesundheitszustand wird eingefroren

Normalerweise muss man immer kurz vor Eintritt in die Krankenkasse eine Gesundheitsprüfung machen. Wäre es nicht schön, wenn man die Gesundheitsprüfung zu einem Zeitpunkt beispielsweise mit 30 Jahren macht, wo man noch bei bester Gesundheit ist. Haben sie den Optionstarif gezahlt, können sie erst mit 40 Jahren in die PKV eintreten, ohne eine weitere Gesundheitsprüfung absolvieren zu müssen.

 

Fazit

Ein Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung muss gut überlegt sein. Besonders lohnend ist der Wechsel, wenn man jung und gesund ist und über ein hohes monatliches Einkommen verfügt. Für Selbständige kann ein Krankenkassen-Wechsel sinnvoll sein, wenn man beruflich viel im Ausland ist oder seinen Beitrag und seine Leistungen individuell gestalten möchte. Als Beamtin oder Beamter gibt es eigentlich kein Risiko bei einem Wechsel in die private Versicherung, dank des festen Gehaltes und der Beihilfe sowie der Aufnahmegarantie durch die Öffnungsklausel ist es eigentlich ein logischer Schritt. Bevor Sie wechseln, lassen Sie sich ein unabhängiges Angebot der privaten Versicherung machen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.