
Seit Ende Juni 2023 ist die digitale Rentenübersicht online. Sie soll allen Bürger*innen in Deutschland helfen, einen besseren Überblick über ihre Altersvorsorge zu bekommen. Doch wie vollständig ist diese Übersicht wirklich? Und was müssen Versicherte beachten?
Was ist die digitale Rentenübersicht?
Die digitale Rentenübersicht ist ein Angebot der Zentralen Stelle für die digitale Rentenübersicht (ZfDR). Sie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales entwickelt. Ziel ist es, die verschiedenen Bausteine der Altersvorsorge übersichtlich an einem Ort darzustellen.
Versicherte können sich auf dem Portal registrieren und dort Informationen über ihre gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge abrufen.
Wer ist dabei – und wer noch nicht?
Aktuell nehmen noch nicht alle Anbieter von Altersvorsorgeprodukten an der digitalen Rentenübersicht teil. Gesetzliche Rentenversicherungsträger wie die Deutsche Rentenversicherung sind bereits angeschlossen. Auch einige große Lebensversicherer und Pensionskassen machen mit.
Allerdings sind viele Anbieter noch in der Testphase oder bereiten sich erst auf die Anbindung vor. Das betrifft vor allem kleinere Versicherer oder betriebliche Versorgungseinrichtungen.
Die vollständige Teilnahme aller relevanten Anbieter sollte laut Plan bis Ende 2024 erreicht werden.
Was bedeutet das für Versicherte?
Wer sich heute in der digitalen Rentenübersicht anmeldet, erhält eventuell nur Daten von wenigen Vorsorgeanbietern. In der Praxis bedeutet das: Die gesetzliche Rente wird oft angezeigt, private Rentenversicherungen oder Betriebsrenten aber noch nicht.
Versicherte sollten daher weiterhin ihre eigenen Unterlagen sammeln und aufbewahren. Die digitale Rentenübersicht ist aktuell eine gute Ergänzung – aber noch kein vollständiger Ersatz für die eigene Vorsorge-Dokumentation.
Wie funktioniert die Anmeldung?
Um die digitale Rentenübersicht nutzen zu können, braucht man einen sicheren Zugang. Die Registrierung erfolgt über ein ELSTER-Zertifikat oder über die BundID. Beides dient der sicheren Identifikation.
Nach der Anmeldung können Nutzer*innen verschiedene Vorsorgeanbieter auswählen und Datenabrufe starten. Die Ergebnisse werden übersichtlich dargestellt.
Vorteile der digitalen Rentenübersicht
Die Idee hinter der digitalen Rentenübersicht ist sinnvoll. Viele Menschen wissen nicht genau, wie hoch ihre spätere Rente einmal ausfallen wird. Oft sind verschiedene Vorsorgeverträge bei unterschiedlichen Unternehmen abgeschlossen worden.
Die digitale Übersicht soll es ermöglichen, die verschiedenen Rentenbausteine – gesetzlich, betrieblich und privat – auf einen Blick zu sehen. Langfristig können Bürger*innen damit besser planen und frühzeitig mögliche Versorgungslücken erkennen.
Herausforderungen und Kritik
Expert*innen loben zwar das Konzept, sehen aber noch Verbesserungsbedarf. Besonders der schleppende Anschluss vieler Anbieter wird kritisiert.
Auch der Aufwand für die Registrierung und Identifikation ist für manche Nutzer*innen eine Hürde. Nicht alle kennen sich mit ELSTER oder BundID aus.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Übersicht zeigt aktuell oft nur die Bruttowerte der späteren Rentenzahlungen an. Steuern, Sozialabgaben und Inflation werden nicht berücksichtigt. Das kann dazu führen, dass Versicherte den tatsächlichen Wert ihrer Altersvorsorge überschätzen.
Was bringt die Zukunft?
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geht davon aus, dass die digitale Rentenübersicht in den kommenden Jahren weiter verbessert wird. Ab 2025 sollen alle relevanten Anbieter verpflichtet sein, sich anzuschließen.
Zudem sind Erweiterungen der Plattform geplant. So könnten zukünftig auch Informationen zu weiteren Vorsorgeprodukten wie Riester- oder Rürup-Renten einfacher abgerufen werden.
Fazit: Ein guter Anfang – aber noch nicht perfekt
Die digitale Rentenübersicht ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz bei der Altersvorsorge. Sie bietet Bürger*innen eine neue Möglichkeit, sich über ihre Rentenansprüche zu informieren.
Allerdings ist das Angebot aktuell noch nicht vollständig. Wer sich auf die Plattform verlässt, sollte wissen, dass wichtige Bausteine der eigenen Altersvorsorge fehlen können.
Versicherte sollten daher weiterhin ihre eigenen Unterlagen gut aufbewahren und die digitale Übersicht als hilfreiche Ergänzung nutzen. In den kommenden Jahren wird die Plattform sicherlich an Bedeutung gewinnen – dann aber hoffentlich mit vollständigen Daten aller Anbieter.